Einführung in die Oper

In der Oper kommt es zur Vereinigung des Dramas und dessen Einsatz von Sprache und Rede zur Darstellung von Konflikten und dem Verhältnis zwischen Personen im Verlauf der Zeit (Handlung) mit der emotionalen Ausdrucksstärke der Musik. Im Gegensatz zu einem Film (der auch ein Drama sein kann) und dessen Einsatz von Filmmusik wird in der Oper häufig der Dialog gesungen; diese zunächst ungewohnte Darbietung der Sprache ermöglicht die direkte Verbindung des Dialogs mit den jeweiligen Emotionen und integriert sich besser in die meist allgegenwärtige Anwesenheit von Musik an sich.

Im Folgenden ein kurzes (2:19 min) Beispiel aus dem dritten Akt der Oper Tristan und Isolde von Richard Wagner. Ausgewählt habe ich es, weil es einen schnellen Wechsel zwischen zwei Emotionen beinhaltet, und dadurch auch dieses kurze Beispiel (hoffentlich) bereits zeigen kann, wie Musik und Dialog miteinander die gesamte Wirkung erzielen. Da es ein an sich kontextloser Ausschnitt ist, hier eine absichtlich sehr kurze Erläuterung zum Kontext: Tristan ist (aufgrund einer Verletzung) bewusstlos, und Kurwenal wartet darauf, dass er wieder erwacht. Ein Hirte spielt eine Melodie (im Audiozitat ab 0:10 zu hören), um ihn zu wecken.

Ich entschuldige mich für die schlechte Klangqualität. Diese ist darauf zurückzuführen, dass für die hier vorhandenen Beispiele ich ausschließlich auf Einspielungen, die unter einer freien Lizenz stehen, zurückgreife. Hierbei handelt es sich dann häufig um äußerst alte Aufnahmen (vor 1940). Über eine Websuche sind unfreie Einspielungen - sollte jemand daran Interesse haben - jedoch leicht aufzufinden. Exemplarisch sei auf diese hier verwiesen: "Die alte Weise, was weckt sie mich" (Tristan, Kurwenal) (Erfordert proprietäres JavaScript; youtube-dl empfohlen)

Gesang in hoher Qualität, der ein Orchester übertönen muss, ermöglicht nicht immer, dass auch die Sprache völlig verständlich ist. Daher hier der Dialog (mit Erläuterungen) zum Mitlesen:

Tristan (1:08):

Die alte Weise [Melodie] -
was weckt sie mich?

Die Augen aufschlagend und das Haupt [also den Kopf] wendend.

Wo - bin ich?

Kurwenal (1:29):

ist erschrocken aufgefahren, lauscht und beobachtet.

Ha! - die Stimme
Seine Stimme!
Tristan! Herr!
Mein Held! Mein Tristan!

Tristan (1:43):

Wer - ruft mich?

Kurwenal (1:45):

Endlich! Endlich!
Leben! Oh Leben -
süßes Leben -
meinem Tristan neu gegeben!

Tristan (2:02):

ein wenig (...) sich erhebend.

Kurwenal - du?
Wo - war ich?
Wo - bin ich?

Wer dieses Beispiel nun gehört hat, und dazu den Dialog lesen konnte, hat hoffentlich die Emotionen dahinter auch wahrgenommen. Besonders auffällig ist, denke ich, dass Kurwenal, als Tristan sich regt, einer starken Euphorie verfällt, die von der Musik getragen wird - doch diese Euphorie relativiert sich (auch musikalisch) schnell, als Tristan ihn zögerlich und schwach anspricht. Zwar ist er erwacht, doch sein Zustand ist keineswegs so gut, wie Kurwenals freudige Reaktion impliziert hätte.

Doch es soll hier nicht nur um die Eigenschaften der Oper im analytischen Sinne gehen, sondern vielmehr um deren Wirkung - denn letztenendes soll dieser Artikel die potentielle Bedeutung der Oper für den Technetoismus vermitteln, und welche Position sie dort zur Implementierung einnehmen kann.


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